WAS KOSTET DER HOCHZEITSFOTOGRAF?
Was der Hochzeitsfotograf kostet ist nicht zwangsläufig die alles entscheidende Frage – sollte es zumindest nicht sein. Es ist zudem regional unterschiedlich. In Frankfurt sind die Kosten für eine Hochzeitsreportage höher, als in Koblenz. Die Frage muss daher zunächst einmal lauten: Wessen Fotos gefallen mir? Fotos sind Erinnerungen, die ein Leben lang bleiben. Der Kuchen ist da schon gegessen, das Kleid hängt für alle Zeiten im Schrank, die Party ist vorbei. Einzig die Ringe und die Fotos sind geblieben und erinnern euch an euren großen Tag.
Klingt nach Blabla. Sagt schließlich jeder Fotograf. Ist aber die Wahrheit. Aber die Wahrheit ist auch: Beim Gedanke an die Gesamtausgaben einer Hochzeit, die schnell die 10.000er oder 20.000er Marke knacken, scheinen auch weniger gute Fotos plötzlich in ganz anderem Licht. Verständlich.
Ich gestatte mir dennoch einmal eine Rechnung aufzumachen, die euch die Preise für einen Fotografen und damit seine Kalkulation nachvollziehen lassen. Denn eines vorab: Die Arbeit eines Hochzeitsfotografen besteht nicht nur aus Herumlaufen und ein bisschen „knipsen“.
Starten wir unsere Rechnung.
Nehmen wir an, ich verlange für eine sechsstündige Hochzeit 1500 €. Das klingt nach exorbitant viel. Schließlich ist das der Netto-Monatsverdienst nicht weniger Menschen in Deutschland. Manche kommen auf noch weniger Einkommen.
Von diesen 1500 Euro muss ich die Hälfte für die Steuer zurücklegen. Bleiben für „mich“ 750 Euro. Wir sind nun bei einem Stundensatz von 125 Euro (750 : 6) angelangt. Das hört sich immer noch dekadent an, oder? Leider nicht. Wir müssen da noch einige Stunden einrechnen. Einige viele, um ehrlich zu sein.
TREFFEN VORGESPRÄCH
30 Minuten Vorbereitung (Unterlagen ausdrucken etc.).
20 Minuten Anfahrt (Benzin, Zeit, Abnutzung Auto).
60 Minuten Beratungsgespräch.
20 Minuten Abfahrt (Benzin, Zeit).
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Summe: 130 Minuten
HOCHZEITSREPORTAGE
30 Minuten Vorbereitung (Equipment säubern, checken, packen).
30 Minuten Anfahrt (Benzin, Zeit, Abnutzung Auto).
30 Minuten vorher da (Zeit).
6 Stunden fotografieren (Zeit, Abnutzung Equipment).
15 Minuten Equipment zusammenpacken (Zeit).
30 Minuten Abfahrt (Benzin, Zeit, Abnutzung Auto).
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SUMME: 8.15 H
SICHERN, AUSWAHL UND BEARBEITUNG VON 2000 FOTOS
30 Minuten Herunterziehen der Bilder von den SD-Karten und Speichern (45 MB pro Foto) auf dem Rechner (Zeit).
30 Minuten Import der Bilder in die Bildbearbeitungssoftware (Zeit).
2 Stunden Vorauswahl der relevanten Fotos (Zeit).
20 Stunden Bearbeitung von 300 ausgewählten Fotos (Zeit).
1 Stunde Export der Fotos in verschiedenen Größen und Anlegen einer Webgalerie für eure Gäste (Zeit).
30 Minuten Hochladen der Fotos auf euren Account (Zeit, Kosten Onlinespeicher).
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Summe: 24.5 Stunden
Total: 35 Stunden.
Stundenlohn: 21,50 Euro (750:21.50)
21 Euro Stundenlohn! Das reicht doch! Nein. Immer noch nicht. Da geht noch einiges runter.
WEITERE ABZÜGE
Davon müssen Berufsversicherungen (Haftpflicht, Equipment), Krankenversicherung, Kammerbeiträge, Verbände, Werbung/Hostingskosten Website, Software und vieles mehr bezahlt werden. Da sind noch nicht all die fix laufenden Kosten herausgerechnet, die jeder hat (Auto, Wohnung, Essen, Strom, Heizung, Benzin).
Das Equipment muss finanziert und nötigenfalls ausgetauscht werden. Geht man davon aus, dass ein Kameraverschluss 100.000 Auslösungen aushält, dann reden wir von etwa 3 Jahren Lebensdauer einer Kamera. Eine neue Kamera kostet ab etwa 3500 Euro aufwärts. Und ein Profi hat immer zwei Kameras dabei. Das Equipment (Kameras, Objektive, Stative, Blitze uvm. ) eines Profis bringt es leicht auf einen Wert von 20.000 Euro. Bietet der Fotograf noch eine Photobooth an, kommen da zwischen 3000 und 7000 Euro für die Photobooth / Fotobox drauf, zzgl. Verbauchsmaterial für einen Drucker (sehr teuer), so die Fotobox einen hat.
Ihr ahnt schon: Das kann bei dem von mir exemplarisch errechneten Stundenlohn nur funktionieren, weil man das Equipment zu einem Teil steuerlich geltend machen kann und die oben summierten Kosten ins Angebot einrechnet.
Schlussfolgerung: Ein Profi kann eine 6-stündigen Hochzeit unmöglich für 1000 Euro oder weniger anbieten. Aber wie wäre es mit einfach mehr arbeiten?
Die Antwort ist: Die Zahl der Samstage, zu denen üblicherweise große Hochzeiten fotografiert werden können, ist auch begrenzt. 6 Monate x 4 Samstage/Monat = 24 Hochzeiten. Der Fotograf kann seine Auftragslage mit Hochzeiten nur bis zu einem gewissen Grad verbessern bzw. ausweiten, etwa durch kleinere Hochzeiten unter der Woche, Workshops etc. Aber eben nur „bis zu einem gewissen Grad“. Das ist übrigens der Grund dafür, dass viele Kollegen eine fotografische Begleitung in der Hauptsaison erst ab sechs oder acht Stunden anbieten können. Und unter der Woche möchte er ja, neben kleineren Hochzeitsbegleitungen, auch eure Bilder bearbeiten. Da beißt sich die Katze in den Schwanz.
Jetzt fragt ihr euch, wie all das denn sein kann? Schließlich habt ihr doch genau solche günstigen Angebote von 1000 Euro (oder weniger) eingeholt.
Wie diese kalkuliert sind, ist auch mir schleierhaft. Die Erklärung ist in fast allen Fällen, dass der Fotograf kein Profi ist oder er an sonstigen Dingen spart.
Was ihr euch auf jeden Fall fragen solltet, ist, was der Fotograf eurer Wahl leistet.
- Hat er zwei Kameras dabei (Stichwort Ausfallsicherheit)?
- Findet ein Beratungsgespräch statt?
- Schließt er mit euch einen Vertrag?
- Ist das Angebot ein Pauschalpreis oder gibt es versteckte Kosten, etwa weil ihr nur ein paar Bilder auswählen dürft und dann auch noch für jedes Bild bezahlen müsst?
- Wie viele aufwändige Retuschen (nicht nur grundbearbeitete Fotos) sind im Preis enthalten?
- Ist er in renommierten Vereinigungen (WPJA, AGWPJA, Fearless Photographers, ISPWP, Berufsfotografen)?
ABSCHLIESSEND
Wirklich professionelle Hochzeitsfotografen sind keine Halsabschneider, die euch das Geld aus den Taschen ziehen wollen. Sie sind diejenigen, die euch freundschaftlich und partnerschaftlich vor, während und nach der Hochzeit begleiten. Sie sind diejenigen, die sich erst zufrieden geben, wenn sie euch mit ihren Fotos glücklich gemacht haben und ihren eigenen Ansprüchen gerecht geworden sind. Mit anderen Worten: Sie brennen für ihre Arbeit – so lange sie die (finanzielle) Freiheit dafür haben.
In diesem Zusammenhang vielleicht noch ein kluges Zitat von John Ruskin (1819-1900):
Es ist unklug, zu viel zu bezahlen; aber es ist noch schlechter, zu wenig zu bezahlen.
Wenn Sie zu viel bezahlen, verlieren Sie etwas Geld, das ist alles. Wenn Sie dagegen zu wenig bezahlen, verlieren Sie manchmal alles, da der gekaufte Gegenstand die ihm zugedachte Aufgabe nicht erfüllen kann.
Das Gesetz der Wirtschaft verbietet es, für wenig Geld viel Wert zu erhalten.
Nehmen Sie das niedrigste Angebot an, müssen Sie für das Risiko, das Sie eingehen, etwas hinzurechnen. Und wenn Sie das tun, dann haben Sie auch genug Geld, um für etwas besseres zu bezahlen.